Reisebericht Slowenien Teil 1 – Ahnungslos ins Paradies

„Och, hier ist es aber schön!“, rief ich aus, als wir im letzten September das kleine, wunderbar grüne und von uns völlig unterschätzte Slowenien passierten. Damals waren wir auf dem Weg nach Kroatien, doch nun, fast ein Jahr später wollten wir in dieses, uns bis dato völlig unbekannte Land zurückkehren.

Was wir nicht wussten (unerklärlicherweise), war die Tatsache, dass Sloweniens Tourismus boomt und sich nach der Corona Pandemie mit am schnellsten erholen konnte. Vor allem für Sport- und Outdoortouristen ist es ein beliebtes Ziel. –Kein Wunder, denn es ist nicht nur das fünftgrünste Land der Welt, sondern es hat auch so ziemlich alles zu bieten: Die Alpen, das Meer, eine reiche Flora und Fauna, eine deftige Küche und eine bewegte Geschichte. Und last but not least, natürlich die Sloweninnen und Slowenen selbst, die selbst an den größten Touri-Hotspots und auf den einsamsten Wanderwegen absolut freundlich und hilfsbereit sind, und das oftmals in englisch und deutsch.

Als wir nun also in unserem frisch erstanden Reiseführer von überfüllten Campingplätzen, Reisebussen und Touristenmassen lasen, waren wir mehr als erstaunt und konnten es erst glauben, als wir verzweifelt versuchten Campingplätze und Pensionen zu reservieren. Nicht nur, dass uns die Preise Bauchschmerzen bereiteten, es schien nahezu unmöglich eine Unterkunft während der Sommermonate zu buchen. Oft hieß es „wir nehmen leider keine Reservierungen an, kommen Sie doch früh morgens vorbei, eventuell ist noch etwas frei“- das sorgt nicht gerade für entspanntes Reisen, vor allem wenn man nach einer mehrtägigen Wanderung in den Bergen nicht noch stundenlang nach Übernachtungsmöglichkeit suchen möchte. Die hohen Preise hatten auch zur Folge, dass wir beschlossen unsere Reiseroute etwas einzuschränken. Anstatt bis an die Küste und zum Gestüt Lipica zu fahren, beschränkten wir uns nun, abgesehen von Ljubiljana, auf die Region in und um den Triglav Nationalpark. Das pure Naturerlebnis sollte es sein. Außerdem war ich noch nie so richtig in den Alpen gewesen, geschweige denn auf einem Gipfel, aber nach unseren Mehrtagestreks in Chile und den peruanischen Anden erschien uns der 2800m hohe Triglav als machbar. Zwei Tage planten wir für Auf- und Abstieg ein. Also, Hütten gebucht (ging problemlos), Klettersteigset besorgt, Rucksack gepackt und los geht’s.

Abfahrt mit gemischten Gefühlen

Mit gemischten Gefühlen brachen wir dann Ende Juli 2023 auf. Wir konnten uns absolut nicht vorstellen, was uns erwarten würde. Auf der einen Seite hatten wir immer wieder von spektakulärer, unberührter Natur und netten, gastfreundlichen Menschen gelesen, auf der anderen Seite fragten wir uns, wie das bei einem solchen Touristenansturm auf ein so kleines Land möglich sein könnte. Unsere Gefühle wurden noch verschwommener als wir vor unserer Abfahrt die Wettervorhersage für die kommenden Tage in Slowenien checkten: Regen sollte sich mit Gewitterschauern und Unwettern abwechseln, und das jeden Tag. Dass wir bereits in strömendem Regen in Deutschland auf die Autobahn fuhren, half auch nicht gerade. In Österreich war dann zwar das Wetter besser, doch erwartete uns hier bereits eine andere böse Überraschung. Wie immer wenn wir mit dem Auto in Europa unterwegs waren, wollten wir uns die Maut sparen. Nicht nur aus Kostengründen, sondern weil sich ein Land einfach viel schöner auf der Landstraße durchfahren und entdecken lässt. Da in Österreich während der Sommerferienzeit jedoch sehr viel Durchgangsverkehr herrscht, möchte man alle ausländischen Fahrzeuge auf der Autobahn halten. Verständlich, aber schwierig umzusetzen, wenn es nicht bereits vor der Landesgrenze kommuniziert wird. Wir fuhren also fröhlich ohne Vignette ein, verließen die Autobahn und standen im nächsten Dorf nahe Salzburg unverhofft vor einer Straßensperre. „Befahren der Straßen nur für Einheimische im Salzburger Land“, machte uns ein missmutiger Polizist klar. Schlau wie wir waren, nickten wir brav und suchten uns einen anderen Weg um das Dorf herum. Dumm nur, dass am nächsten Ortseingang schon wieder ein Polizist auf uns wartete. Seufzend machten wir uns also auf den Weg zur nächsten Tanke, erstanden eine Vignette und stellten uns brav in den Stau auf die Autobahn Richtung Slowenien. Tipp an euch: Mit den Österreichern ist in diesem Fall nicht zu spaßen, also lieber gleich auf der Autobahn bleiben, auch wenn einem da wirklich einiges entgeht, denn das Land ist eben einfach malerisch.

Dieses Erlebnis hielt uns aber kurze Zeit später nicht davon ab, erneut die Autobahn zu verlassen, um die zusätzlichen Mautgebühren für den Tauerntunnel und den Karawankentunnel zu sparen. Ich bin mir nicht sicher, ob diese Ausfahrt so legal gewesen ist, aber niemand hat uns aufgehalten. Und so gondelten wir nun bergauf-bergab vorbei an strahlend grünen Weideflächen mit glücklichen Kühen, dunkelgrünen Tannenwäldern und verlassen wirkenden Skiorten im Sommer. Ganz wie bei Heidi eben – bis auf die Skiorte. Gegen 19:30 kamen wir dann endlich auf dem Campingplatz Bodner am Affritzer See, unweit von Villach an. Wir waren es mittlerweile schon gewöhnt unser Zelt zwischen Caravans mit allem drum und dran aufzuschlagen. Klapptisch und Campingstühle raus, Campingkocher an und gleich mal die Nudeln mit Bohnen und Tomatensoße aufgesetzt. –Seit Australien unsere liebste Campingmahlzeit!

Am nächsten morgen ging es dann endlich über den Wurzenpass nach Slowenien. An der Stelle ist vielleicht zu erwähnen, dass es sich bei unserem fahrenden Untersatz um einen magentafarbenen Opel Adam handelt, der vollbeladen ziemlich mit dem Pass zu kämpfen hatte und uns bergab mit dem unverkennbaren Geruch von heißer Kupplung und Bremsen strafte, während ich bergauf bei den immer steiler werdenden Haarnadelkurven panisch in den ersten Gang kuppelte, um unter lautem Motorengeräusch dann doch im Schneckentempo weiter zu kriechen, sehr zur Freude der Autoschlange hinter mir!

Egal, denn als wir die Slowenische Grenze überfuhren, waren alle Zweifel an dieser Reise wie weggeblasen. Strahlend blauer Himmel, fifty shades of green soweit das Auge reicht, gesprenkelt mit malerischen winzigen Dörfern, die aus einer anderen Zeit zu stammen scheinen. Konterkariert wurde diese Idylle durch die gut befahrene Landstraße auf der sich sämtliche Fahrzeuge mit zwei oder vier Rädern aus aller Herren Länder tummelten. Ich persönlich finde es immer toll, wenn viele verschiedene Nationen zusammenkommen und sich gemeinsam an der Schönheit eines Ortes erfreuen können, alle Konflikte, die vielleicht zwischen einzelnen Staaten existieren, all die Vorurteile, die es vielleicht gibt, vergessen. Das ist für mich Europa. Eine Gemeinschaft. Hier in Slowenien wurde das für mich auch an den kommenden Tagen besonders deutlich. Nicht zuletzt weil an vielen Gebäuden nicht nur die slowenische Flagge wehte sondern auch die europäische.

So ganz frei von Sorgen waren wir allerdings noch nicht, denn uns fehlte noch ein Campingplatz für die kommende Nacht, da Reservierungen ja nicht möglich waren. Bevor wir uns also das malerische Bled an diesem sonnigen Mittag anschauen konnten, erhaschten wir nur im Vorbeifahren einen kurzen Blick auf den strahlend blauen See, bevor wir uns erneut die steilen Kurven einer Passstraße hinauf quälten an deren Ende wir hoffentlich noch einen freien Spot auf dem Campingplatz bekommen würden. Dies war insofern wichtig, als dass wir am nächsten morgen ganz früh von dort aus zum Ausgangspunkt unserer Triglav-Besteigung aufbrechen wollten. Dass es alles ganz anders kommen würde ahnten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Also fix einen Spot mit Tisch und Stühlen reserviert und ab zurück nach Bled. Learning an dieser Stelle: Es war kein Problem auch mittags noch einen Zeltplatz zu bekommen. Nicht stressen lassen, wenn keine Reservierung möglich ist.

Mit dem Kleinwagen zum Campingurlaub nach Slowenien. Ja, das geht!

Schwimmen mit Aussicht im malerischen Bled

Nun also zu Bled, das überall als das touristische Zentrum Sloweniens beschrieben wird. Es wird regelrecht gewarnt vor verstopften Straßen, tausenden von Reisebussen, Parkgebühren von 4 Euro pro Stunde und überhaupt sei es am besten nur ganz kurz für ein Foto auszusteigen, vor allem in der Hochsaison, in der wir nun mal gerade da waren. Ja, es war viel los und ja es waren auch einige Reisebusse da, aber wir fanden schnell einen Parkplatz etwas außerhalb des Zentrums in unmittelbarer Nähe zur Bleder Burg und für „nur“ 1,50€ die Stunde. Nach einiger Diskussion, ob wir zuerst zur Burg wandern oder uns direkt ins kühle nass des Sees stürzen sollten, denn es war wirklich sehr heiß, entschieden wir uns erstmal für die weltberühmte Aussicht über den See mit seiner Insel und Kirche. Nach fünf minütigem Aufstieg erreichten wir die Burg von Bled, von der aus man die berühmte Aussicht auf Insel und See genießen sollte, wir entschieden jedoch nach einem Blick auf das Schild mit den Eintrittspreisen schnell, lieber einen eigenen Aussichtspunkt zu finden. Und siehe da, folgt man einem schmalen Pfad, der vom Parkplatz aus hinter der Burg entlang führt und schlägt man sich dann ein bisschen durch die Büsche gelangt man zu einem Felsvorsprung unterhalb der Burg mit wunderbarem Blick über See, Insel, Kirche und die umliegenden Berge ganz für sich allein. Von wegen Touristenmassen!

Dort oben, eine leichte Brise in den Haaren, vor uns das im Sonnenlicht glitzernde Blau des Sees mit der romantisch anmutenden Insel samt Kirche, fiel es leicht die Legende um die Entstehung des Sees zu glauben: Denn vor lange Zeit befand sich dort wo heute der See ist eine von Blumen übersäte Wiese, die Tanzfläche der Bergfeen. Eines Tages jedoch, wurde eines der ausgelassenen Feste der Feen von Hirten und ihren Schafen gestört, die das saftige grün abgrasten. Die Hirten dachten nicht daran den Bitten der Feen nachzukommen und ihre Schafe einzuzäunen. So kam es, dass sich eine der Feen desnachts beim Tanzen auf dem nun harten, abgegrasten Boden verletze. In ihrem Zorn beschworen die Feen Quelle und Bäche der Berge zu reißenden Strömen, die das Tal und die Wiese fluteten. Lediglich eine kleine Insel blieb zurück, auf der die Feen nun ungestört tanzen konnten.

Für mich hatte dieser Ort etwas magisches und bewirkte schließlich, dass wir endlich die lange Anreise, die Sorge um Campingplätze und das Wetter für die am nächsten morgen geplante Wanderung zum Triglav zumindest für diesen Nachmittag vergessen konnten und sich endlich so etwas wie Urlaubsfeeling oder Reiselust einstellte. Gemütlich schlenderten wir anschließend hinunter zum See. Hier waren es dann doch etwas zu viele Menschen für unsere gerade gefundene innere Ruhe. Wir ließen also das überfüllte und teure Strandbad links liegen oder viel eher rechts liegen und schlenderten vorbei an noblen Hotels zur gegenüberliegenden Seite des Sees. Dort an der grasigen Böschung unterhalb der Straße tummelten sich Touristen wie Einheimische um ins kühle Nass zu springen. Selbst ich, bekennender Warmduscher, zögerte nicht lange. Yannik war natürlich schon längst drin, als ich mit einem eher vorsichtigen Bauchplatscher hinzu stieß. Das war nun wirklich Urlaub! Schwimmen mit Aussicht sozusagen. Denn von dieser Seite des Sees konnten wir nicht nur die Insel bewundern, sondern auch die über allem trohnende Burg, ganz ohne Eintritt. Völlig ahnungslos waren wir an diesem Nachmittag im Paradies gelandet. Nach allem was wir zuvor über Bled recherchiert hatten, waren unsere Erwartungen nicht besonders hoch gewesen – ein Touri-Ort eben, schön anzusehen, ein kurzer Abstecher aber mehr auch nicht. Aber trotz der vielen Menschen berührte uns der Ort mit seiner Schönheit und wer weiß, vielleicht tanzen nachts noch immer die Feen auf der kleinen Insel.

Dunkle Wolken am Horizont

Müde von Wasser und Sonne schlenderten wir nach ein paar Stunden zurück zum Auto. Wir brauchten jetzt dringend eine Stärkung und entschieden uns schließlich für die Gostilnica Strudl in Bohinj. Definitiv kein Geheimtipp aber lecker. Mein Graupeneintopf mit Würzfleisch schmeckte wie bei Oma! Nach dem obligatorischen Apfelstrudel zum Nachtisch, setzte bei mir allerdings die Nervosität vor der bevorstehenden Wanderung und Gipfelbesteigung ein. Zusätzlich begannen dunkle Wolkenberge sich am Himmel aufzutürmen, sodass Yannik mal wieder alle Hände voll zu tun hatte, mich zu beruhigen. Etwas überstürzt brachen wir auf. Kaum hatten wir Bohinj auf dem Weg zum Camp verlassen, begann es auch schon zu schütten. Mit mulmigem Gefühl krochen wir dann im Starkregen zurück zu unserem Campingplatz. „Wenn so weiterregnet können wir das morgen vergessen.“, meinte ich, während ich krampfhaft das Lenkrad auf den engen Serpentinen umklammerte. „Ach was das wir schon!“, entgegnete Yannik, wie immer absolut optimistisch. Da er meistens recht damit hat, versuchte ich ihm auch diesmal zu glauben. Wie das ganze aber letztendlich ausgehen sollte, ahnten wir beide zu diesem Zeitpunkt noch nicht…

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4 Kommentare zu „Reisebericht Slowenien Teil 1 – Ahnungslos ins Paradies“

  1. Absolut alles schön beschrieben. Da fühlt man sich, als wäre man selbst dabei gewesen 😊. Macht weiter und erfreut damit Menschen, die sich sowas nicht getrauen beziehungsweise nicht fit genug für solche Reisen sind.

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