
Backpacking in Georgien
Die praktischsten Reisetipps auf einen Blick
Georgien ist ein Schmelztiegel der Kulturen. Eine Reise durch das Land gleicht einer Reise durch seine Geschichte. Georgien ist manchmal die reinste Reizüberflutung und dann wieder eine Offenbarung – vor allem dann, wenn sich der mächtige Kaukasus vor einem erhebt. Wild und geheimnisvoll trennt er das kleine Land vom mächtigen Nachbarn im Norden. Ich kann Georgien noch immer ganz nicht in Worte fassen.
Glücklicherweise entwickelt sich Georgien seit ein paar Jahren zu einem zunehmend beliebter werdenden Backpacker- und Wandererziel, sodass du dir einfach selbst ein Bild von diesem faszinierenden Land machen kannst!
Für deine Backpacking Rundreise in Georgien haben wir hier unsere wichtigsten Tipps und Learnings zusammengefasst, damit du direkt eintauchen kannst in dieses wunderschöne Reiseland.
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Einreise und Sicherheit in Georgien
Von Deutschland aus erreicht man Tbilisi mit dem Flugzeug in drei bis vier Stunden. Von Berlin aus sind wir mit Austrian Airline über Wien geflogen. Andere Verbindungen mit Turkish Airline oder Pegasus Air fliegen meistens über Instanbul. Flüge gibt es von Berlin aus, je nach Buchungszeitraum, bereits ab 190 Euro. Direktflüge sind deutlich teurer.
Bürger von EU-Mitgliedsstaaten benötigen kein Visum zur Einreise. Es kann allerdings sein, dass eine Auslandskrankenversicherung bei der Einreise kontrolliert wird. Die Botschaft in Berlin empfiehlt auf Nachfrage ein entsprechendes Dokument mit dem Reisepass mitzuführen. Wir sind derzeit für solche Fälle bei der Hanse Merkur versichert.

Generell empfehlen wir immer sich vorab beim Auswärtigen Amt über die Lage im Land zu informieren. Aktuell wird von Reisen in die Regionen Abchasien und Südossetien abgeraten, da von Russland okkupiert. In den Großstädten wird vor Demonstrationen auf Grund der politischen Lage in Georgien gewarnt. Der Weg, den Georgien zukünftig politisch einschlagen wird, ist seit der Parlamentswahl im Oktober 2024 noch unklar. Es kann daher nicht schaden sich vorab bei der Botschaft zu erkundigen, ob es neue Einreisebestimmungen oder Besonderheiten für EU-Bürger gibt. Ansonsten können wir nur empfehlen den gesunden Menschenverstand zu benutzen, auf sein Bauchgefühl zu gehören und schwierige politische Themen nicht offen anzusprechen. Wir haben Georgien als sicheres Reiseland wahrgenommen.
Das Leitungswasser sollte nicht getrunken werden. Beim Verzehr von rohem Gemüse, Salat oder Obst kann es zu Durchfall und Erbrechen kommen. Uns hat es einmal so richtig erwischt. Ausgerechnet in einem winzigen Bergdorf mit genau einem Haus. In die Reiseapotheke gehören daher auf jeden Fall Tabletten gegen Durchfall und Übelkeit.

Die beste Reisezeit für Backpacking in Georgien
Die Hauptreisezeit in Georgien sind die Sommermonate Juli bis September. Die Georgier haben dann Ferien und entfliehen der Sommerhitze Tbilisis. Vor allem am schwarzen Meer in Batumi ist dann Party-Stimmung, die Preise allerdings auch doppelt so hoch. Tbilisi lässt sich wohl am angenehmsten im Frühling, April – Mai, und im September erkunden. Wir waren Ende August dort und es waren durchgehend fast 40 Grad! Auch im Winter soll Tbilisi sehr reizvoll sein mit seinen heißen Quellen und niedrigen Preisen.
Zum Wandern empfehlen wir die Sommermonate Juni – Anfang Oktober, wobei es im Oktober in höheren Lagen bereits schneien kann. Juli und August sind die trockensten Monate, allerdings kann es hier häufiger zu Sommergewittern kommen. Während unserer drei Tage in Mestia, hatten wir fast jeden Abend heftige Gewitter, gefolgt von Stromausfällen. Für längere Wanderungen eignet sich daher am besten der September. Der Mestia-Ushguli-Trek ist zu dieser Zeit recht voll und es kann auch noch ordentlich heiß werden. Ohne Sonnenschutz ging bei uns nichts. Wer keine längeren Wanderungen plant, für den ist Georgien ganzjährig ein tolles Reiseziel!
Was kostet eine Backpacking-Reise durch Georgien
Georgien ist noch immer ein recht günstiges Reiseland. Ein georgischer Lari entspricht im Januar 2025 35 Cent. Ein Doppelzimmer im Hotel mit eigenem Bad in Tbilisi ist während der Hochsaison ab ca. 20 Euro (60 GEL) zu haben. Unsere Empfehlung ist das Piano Borracho Boutique Hotel Old Tbilisi. Auf dem Land sind die Unterkünfte noch etwas günstiger, hier gibt es oftmals nur Gemeinschaftsbäder und die Bezahlung erfolgt vor Ort in Bar pro Person. Oftmals lassen sich in solchen Guesthäusern Frühstück und Abendessen für ca. 5 bzw. 9 Euro pro Person dazu buchen. In Sachen Restaurants ist die Preispanne vor allem in Tbilisi sehr groß. Ein Khachapuri kostet in der Regel zwischen 9 und 20 GEL, fünf Khinkali zwischen 3 und 10 GEL.
Die öffentlichen Verkehrsmittel in Georgien kosten zwar einiges an Nerven, doch sind sie dafür auch sehr günstig. Mit der Marschrutka, den öffentlichen Minibussen, bezahlt man pro 100 km ca. 2 Euro (5 GEL). Eine Metrofahrt in Tbilisi kostet 30 Cent (1GEL). Ein Zugticket von Tbilisi nach Sugdidi (320 km) beispielsweise kostet für zwei Personen 12 Euro (33 GEL), also nur 6 Euro pro Person!
Unterwegs vor Ort - Das wichtigste für Backpacker
Am Flughafen in Tbilisi kann man direkt eine georgische SIM-Karte erstehen und am ATM der Bank auf Georgia sicher mit der Kreditkarte (wir nutzen die DKB-Kreditkarte) Geld abheben. Für die SIM-Karte ist Magti der beste Anbieter. Da wir um vier Uhr morgens gelandet sind (Nachtflugverbot gibt es hier nicht), haben wir uns mit Bolt zu unserem Hotel fahren lassen. Die Fahrt vom Flughafen bis zur Altstadt kostet umgerechnet etwa 10 Euro, während ein normales Taxi mehr als doppelt so viel kostet. Die App funktioniert auch mit georgischer SIM-Karte problemlos.

Tbilisi selbst lässt sich problemlos zu Fuß erkunden. Der Hauptbahnhof (Station Square) oder die Marschrutka (Mini-Busse) und Sammeltaxi Stationen nach Kazbegi oder Signagi lassen sich bequem mit der Metro vom Liberty Square aus erreichen. Wie so oft, sind auch in Tbilisi die Öffis zuverlässiger als die Deutsche Bahn und deutlich billiger. Eine Metro-Fahrt kostet 1 Lari, also 30 Cent! Die Karten lassen sich am Schalter an jeder Metro-Station kaufen und wieder aufladen.
Sehr gut und günstig Essen in Tbilisi kann man hier: Shemomechama old Tbilisi. Unser Geheimtipp ist aber der Supermarkt Goodwill in der Mall gleich neben der Metro Station am Liberty Sqare. Hier gibt es eine heiße Theke und eine Salatbar – perfekt für ein Picknick und für lange Zugfahrten!
Unterwegs mit der Marschrutka
Die günstigste Art der Fortbewegung für nicht ganz so lange Strecken – weil sehr unbequem – sind die Marschrutki. Klapprige Minibusse, die bei uns schon lange keinen TÜV mehr bekommen hätten. Sie werden vor allem von Georgiern genutzt und die Fahrer fahren wie die Henker. Wer an Reiseübelkeit leidet, sollte unbedingt vorher eine Tablette nehmen – ich spreche aus Erfahrung! Gesagt sei noch, dass die meisten Marschrutki über keine Klimaanlagen verfügen. Wer also keinen Platz am Fenster ergattern kann, sollte sich im Sommer auf schwitzige Stunden gefasst machen.
Die Marschrutki fahren, wenn sie voll sind. Punkt. Der „Fahrplan“ spielt eine untergeordnete Rolle. Wenn es zum Beispiel heißt, die Marschrutka von Mestia nach Sugdidi fährt um acht, sollte man 30 Minuten vorher da sein, um sich einen Platz zu reservieren. Um acht heißt es dann „Dawai, dawai“ – alles einsteigen. Fällt dem Fahrer dann auf, dass noch ein Platz frei ist, wird so lange gewartet, bis noch eine Person einsteigt. Bezahlt wird kurz vor Abfahrt im Bus, pro 100 km ungefähr 5 GEL. Die Fahrer sprechen meistens kein Englisch, ein paar Brocken russisch oder georgisch sind hier sehr hilfreich. Großes Gepäck kann manchmal extra kosten. Worauf man sich ebenfalls einstellen sollte, sind Verzögerungen durch Staus, Straßensperrungen oder Einkäufe im Supermarkt seitens des Fahrers! Bei längeren Fahrten (ca. ab drei Stunden) gibt es auch eine 10 bis 20 minütige Pinkelpause. Wer also keine Pünktlichkeit erwartet, es nicht eilig hat, der ist hier genau richtig!
Tagesausflüge mit der Marschrutka ab Tbilisi
Natürlich lassen sich in Tbilisi bequeme Touren ins ganze Land buchen. Doch wer echter Backpacker ist, der erkundet natürlich auf eigene Faust! Das geht sehr günstig mit den Marschrutki. Die öffentliche Minibusse fahren so gut wie alle großen und kleinen Ziele in Georgien an – von Batumi am Schwarzen Meer bis ganz in den Osten des Landes nach Lagodechi. Einige Haltestellen sind bereits auf Google Maps verzeichnet, doch es macht Sinn sich im Hotel oder Restaurants zu erkundigen, wo welche Marschrutka abfährt.
Wein in Signagi
Die Haltestelle für das Weindorf Signagi konnten wir beim besten Willen nicht finden und haben deshalb ein etwas teureres Sammeltaxi nehmen müssen. Jetzt wissen wir, dass sich die Haltestelle hinter der Isani Metro Station befindet.
In Signagi lässt sich gut ein Tag verbringen, um dem Trubel Tbilisis zu entfliehen. Wir können Okros Natural Wine Restaurant sehr empfehlen. Dort lassen sich die georgischen Weine bei bester Aussicht über das mittelalterliche Dorf und die umliegenden Felder genießen. Ansonsten ist Signagi – leider – eine echte Touristenfalle. Eine hübsch hergerichtete Hauptstraße gesäumt von überteuerten Restaurants und Souvenirshops führt zur Stadtmauer aus dem Mittelalter. Hinter den Fassaden zerfallen die Häuser und Mütterchen waschen Wäsche in einem rostigen Bottich im Hof. Licht und Schatten des Tourismus liegen hier eng beieinander.


Kazbeg und Stepanzminda
Von Tbilisi nach Kazbegi (Stepanzminda) kommt man von Didube aus. Die Marschrutki fahren in der Nähe der Metro Station Didube. Gute drei Stunden dauert die Fahrt. Unterwegs passiert man auf der georgischen Heerstraße nicht nur haarscharf die Grenze zu Südossetien sondern auch das wuchtige Denkmal der georgisch-russichen Freundschaft aus der Sowjetzeit. Eingenebelt in Abgaswolken der russischen LKWs, die den Grenzübergang zu Russland, etwa 12 km von Stepanzminda entfernt nutzen werden, schraubt sich der Minibuss die engen Haarnadelkurven hoch und runter und überholt dabei an den unmöglichsten Stellen.
Auch wenn Stepanzminda kein besonders schönes Dorf ist und die vielen LKWs die Bergidylle stören, ist der Blick auf den Kazbeg und Dreifaltigkeitskapelle ein absolutes Highlight. Zur Kirche führt ein Wanderweg, der anschließend weiter hinauf in die Berge führt, immer mit den Blick auf den Majestätischen Kazbeg. Wir empfehlen zwei Nächte in Stepanzminda zu verbringen, um mindestens einen vollen Wandertag zu haben.


Georgien mit dem Zug erfahren

Unser liebstes Verkehrsmittel in Georgien ist mit Abstand der Zug. Vor allem für Strecken über drei Stunden bietet sich dieses Verkehrsmittel an – schon allein deshalb, weil es Toiletten an Bord gibt. Tickets kann mein einfach online bei Georgian Railway buchen und bezahlen. Zur Registrierung wird die Reisepass Nummer benötigt. Ein Ticket zweiter Klasse von Tbilisi nach Sugdidi kostet aktuell 16 GEL, also ungefähr 6 Euro. Direkt vom Bahnhof von Sugdidi aus, kann man dann mit der Marschrutka nach Mestia weiterfahren. Nach Batumi ans Schwarze Meer kostet die Zugfahrt aktuell (Jan. 25) 35 GEL.
Die Züge fahren zwar langsam aber dafür auf die Sekunde genau. Beim Einsteigen sind Reisepass und Ticket vorzuzeigen. Die gestrengen Schaffnerinnen haben hier alles unter Kontrolle. Das Schienennetz in Georgien ist sehr gut ausgebaut. Abgesehen von den Bergregionen kommt man von Tbilisi aus mit dem Zug überall hin – theoretisch bis nach Moskau!
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